"Lockerungen" für Geimpfte

Liebe Leser,

liebe Freunde und Unterstützer der LKR,


seit einigen Tagen wird darüber diskutiert, ob man Geimpften nicht mehr Freiheiten zusprechen sollte. Oder besser gesagt: ihre grundgesetzlichen verbrieften Rechte zurückgeben. Grundrechte dürfen nur solange eingeschränkt werden, wie es erforderlich und verhältnismäßig ist. Soweit sind wir uns - mit Außnahme der Bundes- und Landesregierungen, einig. Letzte vermitteln nach wie vor eine ganz eigene Ansicht zu den staatlichen Befugnissen bezüglich Beschränkung der Grundrechte unserer Bürger.


Doch haben wir derzeit das Problem, dass nicht ansatzweise alle Impfwilligen auch geimpft wurden oder in absehbarer Zeit werden. Immer noch geht das Impfen hierzulande viel zu schleppend vorwärts, auch wenn man - endlich und längst überfällig - die Haus- und teilweise Fachärzte jetzt mit ins Boot genommen hat und auch diesen ermöglicht, ihre Patienten zu impfen.


Hieraus ergibt sich ein riesiges Dilemma:

  • auf der einen Seite gibt es keinen erkennbaren Grund mehr, einer geimpften Person noch länger ihre Grundrechte vorzuenthalten. Denn das ist bei Geimpften eben weder erforderlich noch verhältnismäßig.
  • auf der anderen Seite gibt es es aber eben noch viel zu viele Menschen, die vergeblich auf die Benachrichtigung warten, endlich einen Impftermin vereinbaren zu können. Die nichts dafür können, dass sie noch nicht geimpft wurden. Diesen gegenüber wäre es enorm unfair, wenn Geimpfte nun wieder weitgehend normal leben dürften, sie jedoch immer noch den bestehenden Grundrechtseinschränkungen unterworfen werden.


Die Patentlösung habe ich freilich auch nicht. Man kann für alles ein Pro und Kontra finden. Die Mehrheit meiner Parteifreunde vertritt die Auffassung, dass man mit den Lockerungen für Geimpfte so lange warten sollte, bis zumindest die Masse der Bevölkerung eine Impfung angeboten bekommen hat bzw. eine realistische Aussicht auf eine baldige Impfung besteht. Das scheint unter der Betrachtung der Gleichberechtigung ein gangbarer Kompromiss zu sein. Das bringt nur den Gastronomen und den vielen Selbständigen nichts, die seit nunmehr einem Jahr so gut wie keine Einnahmen haben oder teilweise schon Insolvenz anmelden mussten.


Deshalb sage ich - durchaus mit Bauchschmerzen: Ja, gebt den Geimpften ihre Grundrechte zurück! Das ist ohnehin längst überfällig, doch für Geimpfte gibt es nun wirklich keinen Grund mehr für noch länger andauernde Grundrechtseinschränkungen.


Aber: gleichzeitig muss die Impfung massiv vorangetrieben werden. Es muss Schluss sein mit Kategorisierungen oder gar Strafen, wenn jemand geimpft wird, der "noch nicht an der Reihe" ist. Es kann nicht sein dass täglich tausende Impfdosen verworfen werden anstatt wortwörtlich Hinz und Kunz, die zufällig gerade vorbei laufen, von der Straße zu Pflücken und ihnen die Impfung zukommen zu lassen. Wenn man schon unfähig ist, "Reserve-Impflinge" einzuplanen die man kurzfristig abrufen kann. Das ist nicht ungerechter als das aktuelle System. Aber es verhindert die schier schizophrene Situation, einerseits millionen Impfwillige zu haben und andererseits tausende Impfdosen wegzuwerfen.



Herzlichst

Ihr

Marcus Nehring

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